Kirche im Wandel
Zu einem Gespräch mit Pastor Fabian Tilling zum Thema "Kirche im Wandel" hatten die Kolpingsfamilien Erle und Raesfeld in das Silvesterhaus eingeladen.
Nach der Begrüßung durch den Erler Vorsitzenden Ludger Askamp übernahm Pastor Tilling die Einführung in den Abend. Viele Themen ergaben sich schnell, angefangen über die Nachfolger von Papst Franziskus und dem Bischof von Münster bis zur Bedeutung der Kirche und des Glaubens in der zivilen Gesellschaft. Hierzu verwies Pastor Tilling auf ein neuen Buch von Jan Loffeld, der sich mit diesem Thema auseinandergesetzt hat. In der Folge ergab sich ein reger Meinungsaustausch, der den Abend kurzweilig werden ließ.
"Der Theologe Jan Loffeld sieht nach eigenen Angaben immer mehr
Gründe, nicht in der Kirche zu bleiben, weil die Liste dessen, was an
Schuld, Unzulänglichkeiten, Diskriminierungen ans Licht gekommen sei,
immer länger geworden sei. "Zugleich muss ich sagen, dass ich niemals
auf die vielen Menschen verzichten möchte, die ich in der und durch die
Kirche kennengelernt habe und denen ich viel verdanke", sagte Loffeld am Dienstag in einem Interview des Bistums Münster.
Dies gelte auch für die vielen, die durch die Geschichte gegen alle,
auch kirchlichen, Widerstände geglaubt hätten. "Ohne sie gäbe es den
christlichen Glauben heute nicht mehr. Daher bin ich Christ und Priester
in der Kirche, manchmal auch trotz der Kirche, vor allem aber Dank der
Kirche im Sinne der Gemeinschaft des Gottesvolkes."
Die in vielen Bistümern stattfindenden Prozesse zur Fusion von Pfarreien zu größeren Pastoralen Räumen
verglich der im niederländischen Utrecht lehrende Theologe mit dem
Karsamstag: "Wir leben in der Hoffnung auf das Neue, das hier und dort
bisweilen sichtbar wird, müssen allerdings eine tiefe und grundlegende
Transformation bestehen oder besser gestalten." Zugleich solle man sehr
aufpassen, vermeintlich frühere Zeiten zu idealisieren. Auch die
kleinschalige Pfarreistruktur habe ihre unfrei machenden Engen etwa mit
einer hohen Sozialkontrolle gehabt. "Christsein und die Entscheidung zum
Glauben sind vielleicht noch nie so frei und autonom, aber auch so
schwierig und unverständlich gewesen wie heutzutage – gerade mit Blick
auf die derzeitige kirchliche Situation", so Loffeld.
Er betonte, dass es kein Zurück zur alten Struktur geben werde – und
das nicht nur aufgrund des Priestermangels, sondern weil sich auf allen
Ebenen das kirchliche Engagement ausdünne. "Die meisten Menschen haben
heute einfach Anderes und Wichtigeres zu tun, um ihre Freizeit sinnvoll
zu gestalten", sagte der Theologe. Die bisherigen kirchlichen Strukturen
gingen immer noch von Voraussetzungen aus, die einfach nicht mehr
stimmten. (stz)" Quelle: katholisch.de